Samstag, 2. Dezember 2006

Ein bißchen Respekt..

Ich hab mir im vergangenen Sommer ein Buch bei Amazon zugelegt.
Um genau zu sein habe ich mir da 'ne Menge an Büchern und Musik gekauft, in dieser Saison haben 'se an mir sicher über 250 Euro verdient, die Halsabschneider.
Aber an diese eine Bestellung kann ich mich besonders erinnern, da sie mir einen interessanten Gutschein bescherte - auch wenn er anfangs ein wenig unspektakulär wirken mochte.
Ich konnte mir nämlich bei VistaPrint einen Adress-stempel bestellen - und das für lau. Yey...!





Mir war nur nicht ganz klar, wo der Stempel dann zum Einsatz kommen sollte. Was hab ich davon wenn ich überall meine Adresse hinsetze? Karlshauser Weg 71...hmm...
Ich bin kein begehrter Geschäftsmann oder sowas und bei all den Stalkern dort draußen...man kennt ja die Geschichten.
Also wie sollte die Zeile des Stempels lauten? Was für eine Botschaft wollte ich der Welt gerne hinterlassen?
Die Alternavive kam dann recht schnell:






Jawoll! Der Stempel kam wenige Tage später an und ich fühlte gleich die Macht in meinen Händen, als ich den Stempel ausprobierte und ihn unter einen Zeitungsartikel über Gewaltspiele setzte.

Zack! Ausgemustert. Nichts mehr wert!

Und dann zog ich los!

Ich konnte alles stempeln was ich stempeln wollte. Bilder, Einrichtungen, Aussagen, Menschen....etc.
Wenn ich bei der Post vorbeikam und der Laden schon mittags um 13:00 Uhr dicht hatte, dann BAAAM - Ausgemustert.
Wenn mir jmd. 'n Spruch drückte, dann BAAAM - Ausgemustert. Schön auf die Stirn.
Ich stempelte nervige, vorlaute, falschliegende oder gescheiterte Leute.
Ich war praktisch der Richter über Ansehen und Versagen.
Wenn Kollegen i.d. Schule eine Klausur versauten, dann kamen sie freiwllig um ihn sich abzuholen. Selbstgeißelung!

Bei Streitfragen war ich die höhere Instanz die man aufsuchte. Dabei bedurfte der Stempel keiner Rechtfertigung - man machte um den Gestempelten einfach einen großen Bogen. Der Stempel hatte Autorität.
Hätte ja auch niemandem etwas genutzt, wenn er ihn mir abgenommen hätte - stand ja mein Name drüber und ich musterte sowieso alles und jeden der mir über'n Weg lief....
Ich war praktisch wie der junge Salomon, der den Streit zweier Frauen um ein Kind schlichtet, indem er droht, das Kind schlichtweg zu stempeln. Der Reiz an dem Kind wäre ruckzuck verflogen und die rechtmäßige Mutter hätte das Kind der anderen Frau überlassen wollen, um es nicht seiner Chancen zu berauben.
So würde die Wahrheit ans Licht kommen!

Zum Geburtstag von Alex habe ich einen neuen Stempel schicken lassen:



Schön sachlich...ja nicht von Emotionen verleiten lassen!
Ein wenig Ehrfurcht muss man sich verschaffen!

Letzte Woche hab ich meine Englischklausur wiederbekommen. Mein Stempel war darunter zu sehen.
Ich hatte meinen Lehrer ausgemustert. Oops.
Ich stempelte scheinbar alles! Ich merkte es schon gar nicht mehr. Die reinste Aussonderungsinflation. Irgendwann ist mein Urteil auch nichts mehr wert...

Neben meinem Stempel war ein neuer Stempel zu sehen. BAAAM!
Mein Lehrer hatte mich ausgemustert!



Einfach ausgedruckt und aufgeklebt - im gleichen Design und mit gleicher Satzstellung
Das war ein Schlag ins Gesicht.
Bisher hatte sich keiner aufgelehnt und mein Gewaltmonopol angefochten.

Endgültig auf den Boden der Tatsachen holte mich dann am Samstag Kristina zurück.
Folgendermaßen wurde ich einer Freundin vorgestellt:

"Das ist Jonny...Jonny hat einen Stempel. Da steht drauf blablabla.."

In dem Moment wusste ich, ich hatte übertrieben.
Ohne meinen Stempel bin ich nichts!

Eigentlich hatte ich vor mir einen Pistolengürtel anzulegen in denen in den Stempel hänge. Sobald meine Hand zur Tasche wandert, macht jeder einen Schritt zurück (in meinem Kopf waren es auch gerne mal ein paar Schritte mehr).

Im Moment plane ich nur noch einen Stempel-Amoklauf über den Schulhof. Jede Stirn muss einen bekommen. Und alle laufen sie in Panik davon...

Ernsthaft:
Mein erster ernster Vorsatz für's kommende Jahr ist es, den Stempel gezielter einzusetzen.
Jetzt weiß ich ja auch wie es sich anfühlt...