Freitag, 24. Februar 2006

Das alte Leid...


Karneval!
Farbenfreude. Geweitete Kinderaugen. Die Rückbesinnung auf das Schöne im Leben....und das alles unterlegt mit besinnlichen, rheinischen Balladen - Herrlich!
Ein Fest für alle Melancholiker!
Wer kann dem nur widerstehen?

...Für mich ist Karneval wirklich DAS Fest, an dem man lernt, sich von seinen Mitmenschen zu distanzieren!
Millionen von Menschen strömen zusammen um sich möglichst lächerlich zu machen. Man versetze sich mal in so einen Karnevalszug....da stacheln sich die Leute wirklich gegenseitig hoch, wer sich am meisten gehen lassen kann. Vor Deinen Füßen wälzen sich Gestalten in den häßlichsten Stofffetzen, weil sie meinen, tatsächlich ein Bonbon auf der Straße entdeckt zu haben und überall lachen sich Menschen tot während Du verpeilt nach einem Grund für all das suchst...!
So stelle ich mir die Pandemie vor.

Mittwoch, 15. Februar 2006

A Survivor's tale...

"Maus - Die Geschichte Eines Überlebenden" lautet der Titel eines Comics von Art Spiegelman, dass ich mir vor 2 Tagen zugelegt habe und hier empfehlen möchte!
Er besteht aus 2 Bänden und ich finde ihn ziemlich ungewöhnlich!
Art Spiegelman erzählt die Geschichte seines Vaters und dessen Frau, wie sie Auschwitz überlebten und sich ihr Leben dadurch grundlegend veränderte, was sich vor allem beim Vater durch seine Sparsucht und seine Paranoia bemerkbar machte. Die Geschichte ist komplett real, allerdings wie eine Tierfabel aufgebaut. Juden werden dargestellt als Mäuse, Nazis als Katzen. So werden die 2 Bücher auch mit 2 recht "eindrücklichen" Zitaten eingeleitet:

"Es ist jawohl nur recht und billig, die Welt von einer minderwertigen Rasse zu befreien, die sich wie Ungeziefer vermehrt." (Adolf Hitler)

"Micky Maus ist das schändlichste Vorbild, das je erfunden wurde...Das gesunde Empfinden sagt jedem denkenen Heranwachsenden und jedem rechtschaffenden Jüngling, daß dieses ekelhafte, schmutzige Ungeziefer, dieser größte Bakterienüberträger im gesamten Tierreich niemals ein vorbildliches Tier sein kann...Schluß mit der verrohung der Völker durch die Juden! Nieder mit Micky Maus! Tragt das Hakenkreuz!" (Zeitungsartikel, Pommern, Mitter der dreißiger Jahre)

Mit dieser Metapher bringt Spiegelman den Nationalsozialismus auf den Punkt!

Wichtig an dem Comic ist, dass auch seine Entstehung in die Geschichte mit einbezogen wird. So besucht Spiegelman seinen Vater, stellt ihm Fragen zu seinem Leben und zeichnet seine Antworten auf um sie hinterher für das Comic verwenden zu können. Dabei wird ziemlich gut deutlich wie wenig Zugang sie zueinander finden, was zum Einen daran liegt, dass Art Spiegelman den Holocaust nicht miterlebt hat, und vergeblich versucht ihn zu verstehen, und zum Anderen an seinem Vater und seinem zwanghaften bzw. gestörten Verhalten.
Insgesamt wirkt die Geschichte sehr glaubhaft: Der Vater erzählt persönlich von seinen Erlebnissen und es wird deutlich, dass er sich bis zum Ende seines Lebens nicht mehr von ihnen erholen konnte.
Außerdem folgt sie keiner bestimmten politischen Theorie und es wird niemand zum Helden gemacht. Sie beschreibt einfach nur das Leben eines bestimmten Menschen, der viel Glück und Talent hatte, aber auch Fehler gemacht hat!
Ich habe bis jetzt kein Comic gelesen, dass sich mit einem so ernsten Thema befasst hat und ich muss sagen, dass ich es jedem geschichtsinteressierten Menschen empfehle. Comics sind ja gesellschaftlich nicht wichtig und ich persönlich erwarte von ihnen meistens keinen besonderen Tiefgang, sondern lese sie ganz gerne, weil mich das entspannt oder ich die Zeichnungen gut finde. Bei "Maus" spielt die Handlung die Rolle. Die Zeichnungen scheinen zwar nicht besonders hochwertig zu sein, aber es bringt einem dann doch die Geschichte des 3. Reiches nahe - und zwar mehr als man denkt!
Mich hat die Geschichte traurig gestimmt, obwohl es eben nur ein Comic ist.
Wenn ein Buch oder ein Film meinen Gemütszustand verändern, dann hab ich da Respekt vor und stufe sie automatisch höher ein!