Mittwoch, 15. Februar 2006

A Survivor's tale...

"Maus - Die Geschichte Eines Überlebenden" lautet der Titel eines Comics von Art Spiegelman, dass ich mir vor 2 Tagen zugelegt habe und hier empfehlen möchte!
Er besteht aus 2 Bänden und ich finde ihn ziemlich ungewöhnlich!
Art Spiegelman erzählt die Geschichte seines Vaters und dessen Frau, wie sie Auschwitz überlebten und sich ihr Leben dadurch grundlegend veränderte, was sich vor allem beim Vater durch seine Sparsucht und seine Paranoia bemerkbar machte. Die Geschichte ist komplett real, allerdings wie eine Tierfabel aufgebaut. Juden werden dargestellt als Mäuse, Nazis als Katzen. So werden die 2 Bücher auch mit 2 recht "eindrücklichen" Zitaten eingeleitet:

"Es ist jawohl nur recht und billig, die Welt von einer minderwertigen Rasse zu befreien, die sich wie Ungeziefer vermehrt." (Adolf Hitler)

"Micky Maus ist das schändlichste Vorbild, das je erfunden wurde...Das gesunde Empfinden sagt jedem denkenen Heranwachsenden und jedem rechtschaffenden Jüngling, daß dieses ekelhafte, schmutzige Ungeziefer, dieser größte Bakterienüberträger im gesamten Tierreich niemals ein vorbildliches Tier sein kann...Schluß mit der verrohung der Völker durch die Juden! Nieder mit Micky Maus! Tragt das Hakenkreuz!" (Zeitungsartikel, Pommern, Mitter der dreißiger Jahre)

Mit dieser Metapher bringt Spiegelman den Nationalsozialismus auf den Punkt!

Wichtig an dem Comic ist, dass auch seine Entstehung in die Geschichte mit einbezogen wird. So besucht Spiegelman seinen Vater, stellt ihm Fragen zu seinem Leben und zeichnet seine Antworten auf um sie hinterher für das Comic verwenden zu können. Dabei wird ziemlich gut deutlich wie wenig Zugang sie zueinander finden, was zum Einen daran liegt, dass Art Spiegelman den Holocaust nicht miterlebt hat, und vergeblich versucht ihn zu verstehen, und zum Anderen an seinem Vater und seinem zwanghaften bzw. gestörten Verhalten.
Insgesamt wirkt die Geschichte sehr glaubhaft: Der Vater erzählt persönlich von seinen Erlebnissen und es wird deutlich, dass er sich bis zum Ende seines Lebens nicht mehr von ihnen erholen konnte.
Außerdem folgt sie keiner bestimmten politischen Theorie und es wird niemand zum Helden gemacht. Sie beschreibt einfach nur das Leben eines bestimmten Menschen, der viel Glück und Talent hatte, aber auch Fehler gemacht hat!
Ich habe bis jetzt kein Comic gelesen, dass sich mit einem so ernsten Thema befasst hat und ich muss sagen, dass ich es jedem geschichtsinteressierten Menschen empfehle. Comics sind ja gesellschaftlich nicht wichtig und ich persönlich erwarte von ihnen meistens keinen besonderen Tiefgang, sondern lese sie ganz gerne, weil mich das entspannt oder ich die Zeichnungen gut finde. Bei "Maus" spielt die Handlung die Rolle. Die Zeichnungen scheinen zwar nicht besonders hochwertig zu sein, aber es bringt einem dann doch die Geschichte des 3. Reiches nahe - und zwar mehr als man denkt!
Mich hat die Geschichte traurig gestimmt, obwohl es eben nur ein Comic ist.
Wenn ein Buch oder ein Film meinen Gemütszustand verändern, dann hab ich da Respekt vor und stufe sie automatisch höher ein!

Mittwoch, 25. Januar 2006

Griechische Antike - Ästhetik Passé

Das Ideal einer marmorweißen Antike ist bis heute das allgemeine Bild von griechischer und römischer Kunst! Stellt sich jemand alte Bauwerke oder Plastiken dieser Zeit vor, so denkt er natürlich automatisch an stilvolle, prunkvolle, schöne, weiße Bauten!
Ich persönlich mochte den "antiken Geist" nicht nur durch sein Denken sondern auch wegen seinem guten Geschmack - und so ergeht es warscheinlich einer Menge anderer Menschen auch! Die Griechen hatten Sinn für Schönheit!
Und mag es für viele auch das Einzige sein, was sie mit der Antike verbunden haben, so ist das mit der Schönheit alles nur ein Traumgebilde gewesen!Kunsthistoriker haben nun unter Beweis gestellt, dass die Antike strahlend bunt gewesen ist, die Farbspuren mit der Zeit nur verloren gingen. Im Gegensatz zu allen unseren Vorstellungen gab es kein weiß, sondern ein Künstler sah seine Werke erst als vollendet an, wenn sie farbig gefasst waren. Selbst das Parthenon auf der Akropolis in Athen war durch Farbe verdorben!
Das muss man sich mal vorstellen...der gesamte Klassizismus basiert auf einem Trugschluss! Für mich der größte Skandal des Jahres!
Das ist regelrecht ein Fall für die Bild! Die Faz hat bereits berichtet! Hier gibt's einen kompletten Artikel...

Diese Farben....da schüttelt's mich!

Dienstag, 17. Januar 2006

Perlen der Musikgeschichte 1

Ich berichte nun von einem Jüngling aus Nebraska, der von der Fachpresse oft als der neue Kurt Cobain oder als Jim Morrison bezeichnet wird. Mit 13 gründete er bereits sein eigenes Plattenlabel und hat bis heute 8 LPs eingespielt. Er ist 25 Jahre alt und sein Name lautet "Conor Oberst"!
Conor Oberst ist ein Jammerlappen! Und mit Jammerlappen meine ich auch Jammerlappen!
Die Welt scheint so dermaßen gegen ihn zu sein, dass er nicht müde wird, gegen das Ungemach, dass sie ihm zufügt, anzusingen.
Und so auch auf meinem Lieblingsalbum von ihm (und seinem Ein-Mann-Projekt "Bright Eyes") - "LIFTED, or The Story is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground":
Dem Zuhörer wird hier ein Produkt pessimistischer Weltanschauung in Reinform geboten! Im wahrsten Sinne des Wortes! Oberst nimmt seine Gitarre und fängt vor laufendem Tonband an, sich seine Seele aus dem Leib zu weinen. Und während der Normalsterbliche sich dafür im Keller verkriecht, leistet ihm dafür ein 40-köpfiges Orchester in einem Studio Gesellschaft! Mit seiner zerbrechlichen und oft absichtlich ausufernden Stimme brechen ganze Gefühlswelten aus ihm heraus. Die Musik zeichnet sich dabei durch seine melancholisch-poetischen Texte und einen ganzen Haufen verschiedener Instrumentierungsmöglichkeiten, die er vollkommen auslotet, aus.
Dabei drifted er irgendwo zwischen Emo, Indie - / Alternativrock, Folk und Country herum und switcht zwischen verschiedenen Aufnahmequalitäten hin und her.
Sowohl für Musiker, als auch für Psychologen ein Fest! Schließlich ist Oberst mit allem gewappnet: Neurosen, Psychosen, Depressionen Größenwahn und Paranoia! Und das alles verpackt in einem großen Haufen Selbstmitleid!
Sind einige songs gefüllt mit Pauken, Trompeten und Geigen, unterlegt Oberst in Anderen seine Stimme nur mit einer Akkustikgitarre, welche dadurch beeindrucken, dass sie trotz dieser einfachen elemente eine enorme Dramatik hervorbringen! Jeder seiner songs ist tottraurig, ergreifend, philosophisch und sehr aussagekräftig.....für manche vielleicht auch tröstend!
Und ein weiterer Höhepunkt bietet das Cover der Platte! Für mich eines der schönsten die es so gibt :o)
Mir ist es ein Anliegen dass sich jeder diese Musik kauft - vielleicht nicht jedermanns Sache, ein bißchen schwer zugänglich...aber genial!
Und hey! Zeugen so ein paar Depressionen nicht irgendwo sowieso von Charakter?
Ich verweis da mal auf Robbie Williams...!